Da ich in der Schwangerschaft gerne Geburtsberichte gelesen habe, um mich auf die Geburt vorzubereiten und zu lesen was andere Mamis erlebt haben, wollte ich auch unsere Geburt festhalten. Um ehrlich zu sein schreibe ich unsere Geburt auch nieder, um nichts davon in Vergessenheit geraten zu lassen. Dafür bin ich zu dankbar für unser kleines Wunder.
Ich habe mir oft Gedanken über die Geburt gemacht. Darüber wie es wohl sein würde eine Wassermelone durch ein Schlüsselloch zu pressen. Ich habe Geburtsberichte gelesen, einen Geburtsvorbereitungskurs mit unserer privaten Hebamme absolviert und mit Freundinnen gesprochen, die bereits Mami sind. Aber am Ende kann man nie wissen was auf einen zukommt. Denn jede Geburt ist einzigartig und das ist gut so.
Kannst du bitte im Dezember kommen?
Unser errechneter ET war der 09.01.2021. Ich habe Tristan jedoch von Anfang an eingeredet, dass es viel schlauer wäre, wenn er noch im Dezember 2020 kommen würde. Schließlich ist der Papa da bis 18.01.21 im Weihnachtsurlaub und könnte sich so viel besser um uns kümmern. Viele haben mir gesagt:
Buben kommen meist nach dem ET. Vor allem wenn es dein erstes Kind ist.
Ich habe die Hoffnung trotzdem nicht aufgegeben und Tristan weiterhin den Dezember für seine Geburt eingeredet. Als geburtsvorbereitende Maßnahmen habe ich täglich eine Kanne Himbeerblätter Tee getrunken. Eine Woche vor der Geburt, habe ich noch frischen Ingwer und Zimtstangen hinzugefügt, da das angeblich Wehen fördern soll. Fünf Mal die Woche habe ich ein fünfzehn minütiges Heublumen Dampfsitzbad gemacht, um einem Dammriss vorzubeugen. Zu guter Letzt habe ich mehrmals täglich mit einem Dammöl geschmiert, ebenfalls um einem Dammriss vorzubeugen.
Der Tag der Geburt
Am Tag der Geburt, dem 30.12.2020 – SSW 38+4, habe ich den Drang verspührt schon mal den Christbaum abzubauen und den Kindersitz im Auto zu montieren. Schließlich kann man nicht wissen wann es losgeht und wie mobil ich hinterher bin. Danach waren wir Vormittags noch gemütlich einkaufen und haben gewitzelt, dass er bestimmt heute kommt, weil ich so unregelmäßige Übungswehen hatte.
Zuhause habe ich mir ein Vollbad zum Entspannen eingelassen und noch mit einer Freundin geschrieben
Ich hab Übungswehen, aber nix spannendes oder regelmäßiges. Der bleibt fix bis Mitte bzw. Ende Jänner da drin….
Wenn aus Übungswehen echt Wehen werden
Nach dem heißen Vollbad habe ich mir noch eine heiße Dusche gegönnt und mich anschließend mit einer Serie ins Bett gekuschelt. Ab 14 Uhr habe ich gemerkt, dass die vermeintlichen Übungswehen immer regelmäßiger werden und habe begonnen die mittels App zu tracken. Die Abstände waren nicht ganz regelmäßig, ebensowenig wie die Dauer. Dennoch habe ich sie von 14 bis 18 Uhr mitgetrackt. Sie waren nun mal da und wollten auch nicht aufhören. Um 18 Uhr habe ich meine Hebamme angerufen, die die Ruhe weg hatte.
Versuch‘ doch mal zu schlafen…. Lass uns noch ein wenig abwarten…
Ich dachte das soll ein Witz sein, denn die Wehen wurden regelmäßiger und intensiver. An Schlaf war zu nicht zu denken. Ich habe also weiterhin meine Wehen getrackt. Mittlerweile konnte ich sie nicht mehr im Liegen veratmen und habe sie nur mehr im Stehen oder am Boden auf allen vieren ausgehalten. Um 22:00 habe ich nochmal meine Hebamme kontaktiert und wir haben vereinbart, dass ich nochmal eine heiße Dusche nehme. Um 22:30 Uhr sollten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machen. Um 22:45 Uhr waren wir vor Ort. Ich musste einige Stops zum Veratmen der Wehen einlegen und wurde, mit Mike an meiner Seite, im Kreissaal auch sogleich von unserer Hebamme in Empfang genommen.
Volle Action im Krankenhaus
Sie hat uns in das einziges Kreiszimmer mit Wanne gebracht und war recht erstaunt, dass meine Wehen doch schon so heftig waren. Sie kontrollierte den Muttermund und sah mich mit großen Augen an
Was? Das hast du alles schon daheim gemacht? Wir sind bei 5-6cm….
Kurz darauf verließ sie das Zimmer. In meinem Kopf ratterte es, während ich immer wieder Wehen veratmete. Ich war unendlich erleichtert, dass wir schon so weit waren. Im nächsten Moment sagte ich leise zu Mike „Ich schaff‘ nicht nochmal 8 Stunden…“ Ich bin von meiner Recherche, dass man pro Zentimenter 1-2h rechnen muss, ausgegangen.
Jetzt geht es wirklich los
Das dürfte unser kleiner Tristan gehört haben, denn ab diesem Zeitpunkt wurden die Wehen nochmal heftiger und ich hatte einen schlimmen Pressdrang. Die Hebamme kam zurück ins Zimmer und wiederholte immer wieder, dass es zu früh sei und ich nicht pressen dürfe. Auch Mike redete auf mich ein und streichelte mir den Rücken. Aber es gab kein Halten, ich konnte nicht anders. Sein Kopf drängte so sehr nach unten, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war nicht zu Pressen.
Immer noch im Stehen, bat mich unsere Hebamme mich hinzulegen, da die Herztöne des Babys deutlich schlechter wurden. Zeitgleich schickte sie nach einem Arzt. Ab da ging alles rasend schnell. Der Arzt kam mit zwei weiteren Hebammen im Schlepptau und sagt in strengem Militärston
Frau Nemetz, wir versuchen jetzt Ihr Baby schnell zu holen. Die Herztöne werden schlechter und es hat Stress. Sie müssen sich jetzt zusammen reißen. Wenn wir ihn nicht so holen können müssen wir einen Notkaiserschnitt machen….
Das Ende ist in Sicht
Kurz dachte ich „Was? Nein! Ich hab’s bis hier hin geschafft, ich schaff das ohne Kaiserschnitt.“ Ab diesem Zeitpunkt habe ich die Augen geschlossen und meine Körper, sowie das Team machen lassen. Seine Werte wurden weiterhin schlechter und der Arzt griff zur Saugglocke – ein Schmerz auf neuem Niveau.
Wenn immer es hieß „Pressen!“ versuchte ich zu pressen. Aber um ehrlich zu sein war ich nicht mehr Herr meines Körpers und konnte nicht beurteilen, ob ich nun gepresst habe, oder nicht. Offensichtlich doch, denn zwei Presswehen später erblickte unser Bub um 23:44 Uhr das Licht der Welt. Die Nabelschnur zweimal um den Hals gewickelt, aber schlussendlich in meinen Armen. Eine Stunde nachdem wir das Krankenhaus betreten hatten.
An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass eine Kaiserschnitt Geburt nicht weniger wert oder weniger schön ist. Jede Frau, die eine Geburt durchsteht, hat ein Wunder vollbracht. Ich bin froh und dankbar, dass unsere Geburt so verlaufen ist und unser Baby gesund das Licht der Welt erblickt hat.